Im Jahr 2023, in dem die Gemeine Roxheim ihren 1250. Geburtstag begeht, feiert auch der MGV Roxheim ein rundes Jubiläum. 130 Jahre sind inzwischen vergangen, seit im März 1893 der „Männergesangverein Roxheim“ von 27 Bürgern gegründet wurde. Zweck des Vereins war lt. § 1 der damaligen Satzung,“die jüngeren Leute Roxheims zu vereinigen und durch Pflege des Gesangs Eintracht und Geselligkeit im Dorfe zu fördern und zu entfalten.“
Mit Leuten waren damals aber nur die männlichen Geschlechts gemeint, schließlich hanelte es sich um einen Männergesangverein. Bis zur Gründung eines ersten Frauenchores im MGV sollten fast 100 Jahre vergehen.
Die Vereinstätigkeit bestand im Einüben von vierstimmigen Chören, hauptsächlich Volkslieder aber auch Kunstchöre. Die Geselligkeit kam natürlich auch nicht zu kurz; man feierte Kaisergeburtstage und veranstaltete Theaterabende, Weihnachtsfeiern mit Tannenbaumverlosungen und Jahresausflüge mit den Familien. Sehr beliebt waren damals die Gesangswettstreite, an denen auch der MGV Roxheim gerne und mit Erfolg teilnahm. So errang man z.B. bei einem internationalen Gesangswettstreit in Bad Kreuznach im Jahre 1899 den 5. Preis, der mit einer tollen, handgeschriebenen Urkunde honoriert wurde.
Ein herausragendes Ereignis für den Verein war die Anschaffung einer Fahne. Beschlossen in der Generalversammlung am 11. September 1898 wurde die Fahnenweihe am 11. Juni 1899 mit einem großen Fest gefeiert. Einfach nachzulesen im sorgfältig geführten Protokollbuch des Vereins.
Mit Ausbruch des 1. Weltkrieges wurde die Vereinstätigkeit unterbrochen und erst im November 1919 wieder aufgenommen. Am 8. Juli 1923 feierte der Verein in kleinem Rahmen sein 30. Stiftungsfest. Ab 1924 hatte der Verein sogar eine eigene Blaskapelle, die in der Folgezeit regelmäßig bei Feierlichkeiten und Veranstaltungen mitwirkte. Bei Ausflügen, die oft zu Fuß unternommen wurden, zog die Musikkapelle voran.
Im Sommer 1926 kam es zu einer vereinsinternen Auseinandersetzung. Grund dafür war eine Abstimmung, ob während der Ernte weiter gesungen wird oder nicht. „Nach Abstimmung durch Akklamation ergab sich mit 14 gegen 11 Stimmen, dasz weiter gesungen wird. Herrr Simon ergriff nun das Wort, und machte der Versammlung bekannt, dasz jedes Jahr in dieser Zeit die Gesangsstunde ausgefallen ist und er es für angebracht hält, wenn wir das auch beibehalten, worauf keiner etwas erwiderte.“ Soweit das damalige Protokoll. Daraufhin meldeten sich allerdings 10 Aktive aus dem Verein ab, weil ihrem Antrag nicht Folge geleistet wurde, und gründeten noch im gleichen Jahr einen zweiten Gesangverein in Roxheim, den MGV „Frohsinn“.
Der neue Verein zählte bald 40 Sänger, die ebenfalls regen Anteil am kulturellen Lebens Roxheims und der umliegenden Gemeinden nahmen. Nachdem sich die Vereine anfänglich nicht ganz grün waren, kam es an Pfingsten 1931 nach einem Konzert beim MGV Gutenberg, an dem beide Roxheimer Chöre teilgenommen hatten, zu einem gemeinsamen Spontanauftritt. Das Protokoll des MGV 1893 vermerkt dazu: „Der Verein stellte sich vor der Wirtschaft Faubel auf, wo sich noch der MGV Frohsinn Roxheim anschloss, und nun ging es unter Vorantritt der Musik nach Roxheim, wo am Rathaus beide Vereine den Sängergruß sowie das Lied sangen „Es grünen die Reben“, welches durch die große Sängerzahl gut klang.“
im Sommer 1933 konnte der MGV 1893 noch sein 40-jähriges Bestehen feiern, im September kam aber auf Druck der Nationalsozialisten das Ende beider Vereine, die sich im Zuge der „Gleichschaltung“ zur „Sängervereinigung 1933“ zusammenschließen mussten. Die Vereinstätigkeit wurde zwar weiter fortgeführt, aber das neue „Liedgut“ und die Verpflichtung an Parteiveranstaltungen teilzunehmen, führte dazu, dass die Zahl der Sänger von anfänglich 100 sich rasch auf die Hälfte reduzierte. Zudem geriet der Verein in finanzielle Nöte, da die Verpflichtung, dem Reichssängerbund beizutreten und die Aufführungsrechte mit hohen Gebühren verbunden waren. Die Musikkapelle löste sich bereits 1935 auf, und die Sänger hatten an Ostern 1939 ihren letzten Auftritt. Die Vereinstätigkeit wurde eingestellt, im Herbst begann der Zweite Weltkrieg…
Schon bald nach Ende des Krieges kam der Wunsch auf, den Chorgesang in Roxheim wieder aufzunehmen. Das war aber mit vielen bürokratischen Hürden verbunden, denn die französische Militärregierung verlangte eine Neugründung durch politisch unbelastete Bürger. Der erforderliche Schriftverkehr – Antrag, Fragebogen, und Satzungsentwurf – musste in fünffacher Ausfertigung in deutscher und französischer Sprache eingereicht werden. Fünf Roxheimer – Fritz Partenheimer, Otto Süß, Heinrich Kahlstadt, Willi Süß und August Reimann – liesen sich davon nicht abschrecken. Nach Genehmigung des Antrages fand am 2. August 1947 die Wiedergründungsversammlung statt, und am 6. August traf man sich zur ersten Gesangsstunde nach dem Krieg.
Der neugegründete Verein führte die Traditionen der beiden Ursprungsvereine weiter. Ab 1952 fand dies seinen sichtbaren Ausdruck in der Namensgebung MGV „Frohsinn“ 1893. In diesem Jahr wurde auch der Saal Hörning eingeweiht, der danach 70 Jahre lang, bis zum Sommer 2022, dem MGV als Probenraum und Örtlichkeit für eine Vielzahl von Feiern und Versammlungen dienen sollte.
Nach der Neugründung zählte der Chor durchschnittlich 50-60 Sänger und erreichte in kurzer Zeit ein beachtliches Niveau. Im Jahr 1950 belegte man bei einem Kreisleistungssingen den dritten, 1951 sogar den ersten Platz. Das 60-jährige Vereinsjubiläum zeigte, dass der Männerchor wieder einen festen Platz im kulturellen Dorfgeschehen hatte, was die Bevölkerung mit reich geschmückten Häusern und Straßen beim Festumzug zum Ausdruck brachten.
Im Jahr 1955 übernahm Musikdirektor Heinz Clar die Leitung des Chores. Damit begann eine 25 Jahre dauernde fruchtbare Zusammenarbeit. Bei zahlreichen Auftritten in der näheren Umgebung, aber auch über die Landesgrenzen hinaus, konnte der Chor immer wieder seine Zuhörer begeistern.
Im Jahr 1968 feierte der Verein sein 75-jähriges Bestehen, An dem Jubiläum nahmen auch der MGV Undingen aus der Nähe von Stuttgart und das Männerquartett Sterkrade-Heide bei Oberhausen teil. Zu beiden Vereinen war im Laufe der Jahre durch wechselseitige Besuche eine freundschaftliche Verbindung entstanden.
Um auch den Kindern und Jugendlichen in Roxheim das Singen näher zu bringen, wurde 1969 ein Jugendchor gegründet. Nicht nur in Roxheim, sondern auch bei auswärtigen Konzerten, begeisterten die Kinder ihre Zuhörer mit ihrem frischen Gesang und ihrer Unbekümmertheit.
Durch die Dirigententätigkeit von Heinz Clar ergab sich auch eine sehr enge Verbindung zum MGV „Concordia“ Wallhausen, der ebenfalls von ihm dirigiert wurde. Ein gemeinsames Highlight war ein Johann-Strauß-Abend im Jahre 1980 im Rahmen des von Heinz Clar gegründeten „Bad Kreuznacher Sinfonie-Zyklus.
Nach dem plötzlichen Tod von Heinz Clar im Jahr 1981 mussten die Roxheimer Sänger einen neuen Dirigenten suchen. Den fand man in dem jungen engagierten Musiker Ion Birau, unter dessen Leitung der Verein 1983 sein 90-jähriges Bestehen mit einem Festkonzert und einem Freundschaftssingen feierte. In den 10 Jahren der Zusammenarbeit mit Ion Birau gestalteten der Männer- und der Jugendchor vielbeachtete Konzerte und waren bei den befreundeten Vereinen immer wieder gern gesehene Gäste.
Auch beteiligte man sich erfolgreich am Kreisleistungssingen 1985 in Roxheim und am Regionalsingen 1988 in Weiler bei Bingen. Damit war der Weg geebnet für die Teilnahme am Bundesleistungssingen am 8. April 1989 in Klüsserath an der Mosel. Dort erwarb man als Höhepunkt der musikalischen Zusammenarbeit den Meisterchortitel, den der MGV „Frohsinn“ 1893 Roxheim dann für 4 Jahre tragen durfte.
Im Oktober 1991 übernahm Jürgen Frank im zarten Alter von 34 Jahren alle 3 Chöre, die damals unter dem Dach des MGV Frohsinn 1893 Roxheim sangen: Männerchor, Frauenchor und Kinderchor. Dennnoch verfügte er schon über 10 Jahre Erfahrung in der Orchester- und Chorleitung. Damals wusste noch keiner, dass Jürgen Frank über 30 Jahre lang das Gesicht des Vereinses und seiner Chöre entscheidend mitprägen würde. Und die erste Herausforderung ließ nich lange auf sich warten. Das Jubiläumsjahr 1993 und der 100. Geburtstag des Vereines stand vor der Tür, und da gab es natürlich einiges vorzubereiten.
Der erste Höhepunkt des Festjahres war das Wochenende vom 24.-25. April 1993, das mit einem Festkommers mit Ehrungen am Samstag Abend eingeleitet wurde, gefolgt von einem Festkonzert mit befreundeten Gastchören. Anschließend luden die Roxheimer Vereine und das „Goldberg Duo“ zu einem bunten Abend mit Tanz ein.
Der Sonntag stand ganz im Zeichen des Freundschaftssingens, an dem insgesamt 21 Gastchöre aus Nah und Fern teilnahmen. Das Konzert begann um 10:30 Uhr mit 9 Chören und wurde nach einem gemeinsamen Mittagessen um 15.00 Uhr bei Kaffee und Kuchen mit 12 Gastchören fortgesetzt.
Der zweite Höhepunkt des Jubiläumsjahres folgte im Juni mit einem großen Festumzug durch Roxheim, an dem alle Ortsvereine und viele Gruppierungen aus Nachbargemeinden tatkräftig mitwirkten.
Man hatte den Eindruck, dass an diesem Tag alle Roxheimer Einwohner, ob klein oder groß, auf den Beinen waren, um dem MGV „Frohsinn“ zum runden Geburtstag zu gratulieren.
Und wie in Roxheim üblich, war auch für das leibliche Wohl bestens gesorgt.
Im Jahr darauf folgte gleich ein weiteres Jubiläum. Der 1969 gegründete Kinder- und Jugendchor feierte sein 25-jähriges Bestehen. Zu diesem Anlass trafen sich auf Initiative des damaligen Vorsitzenden Klaus Niemann und des Jugendwartes Hans Hasenbein die Mitglieder des ehemaligen Kinderchores zu einem „einmaligen“ Jubiläumsauftritt. Offensichtlich machte den mittlerweile erwachsenen jungen Leuten das gemeinsame Singen so viel Spaß, dass sie beschlossen, ab Herbst 1994 in einem „Jungen Chor“, das wiederentdeckte gemeinsame Hobby weiter auszuüben. Weiterer Zuwachs kam aus dem Frauenchor, der sich XXXX auflöste.
Dem engagierten musikalischen Leiter, Chordirektor Jürgen Frank, gelang es in kurzer Zeit, die Sängerinnen und Sänger zu Meisterehren zu führen. Im November 1999 erreichte der „Junge Chor“, der sich zu diesem Zeitpunkt bereits den Namen coro crescendo gegeben hatte, beim Bundesleistungssingen in Nickenich den Titel „Meisterchor des Sängerbundes Rheinland-Pfalz“. Da man sich aber nicht auf denLorbeeren ausruhen wollen, wurde im Herbst 2002 ein erneuter Anlauf für das Meisterchorsingen im Jahr 2004 genommen. Nach erfolgreichem Kreisleistungssingen qualifizierte sich der coro crescendo am 19. Oktober 2003 als drittbester von 22 Chören beim Regionalleistungssingen in Ochtendung mit dreimal “sehr gut” für das Meisterchorsingen im Herbst 2004 in Nentershausen.
Am 6. November war es schließlich so weit. Nach intensiver Vorbereitung und einem 3-tägigen “Trainingslager” in der Jugendherberge Oberwesel stellte sich der Chor im grau verregneten Westerwald der Bewertungsjury. Die Titelverteidigung hatten sich alle fest vorgenommen. Dass es dann aber mit 4 mal “sehr gut” schafften, war doch mehr, als die meisten erhofft hatten (außer unserem Chorleiter natürlich).
Dieses Super-Ergebnis wurde schon während der Heimfahrt ausgiebig gefeiert.
In den folgenden Jahren gab es für die Chöre des MGV viele Anlässe, ihr Können nach außen hin zu präsentieren. Die gemeinsamen Weihnachtskonzerte, die sich zu einem festen Termin in der Gemeinde etablierten und mittlerweile zur Tradition geworden sind. Die Auftritte anlässlich der Chorfreizeiten, die der Coro Crescendo jedes Jahr als „Trainingslager“ für bevorstehende Projekte durchführte. Gemeinsame Ausflüge, Chorfahrten nach Paris und Berlin um nur einige zu nennen. Neben den gesanglichen Highlights sind aber auch die sonstigen Veranstaltungen des MGV zu erwähnen. Die Tanzveranstaltungen mit der Partyband „Melibokus“ anfang der 2000er und die legendären Ü-30-Partys mit „Disko-Peter“ waren weit über die Grenzen Roxheims hinaus bekannt und beliebt.
Traditionell waren auch die regelmäßigen Auftritte des Männerchores am Kirmesfrühschoppen im Saal des Gasthauses Hörning. Zuletzt begeisterten die in Ehren ergrauten und gereiften Sänger mit dem witzigen und selbstironischen Lied „Wir sind die alten Säcke“, das sich zu einem Nr.1-Hit für unseren Ortsbürgermeister Reinhold Bott entwickelte. – Doch bleiben wir in der Chronologie.
Im Jahre 2000 übernahm Brigitte Dörr den Kinderchor, der zwischenzeitlich von Ulla Rank geleitet worden war. Die jüngsten im MGV nannten sich seitdem „Juniorspatzen“. Sie sollten alledings nicht die jüngsten bleiben. Nach kurzer Zeit wurde eine weitere Gruppe gegründet, in der für die ganz Kleinen (ab 3 Jahren) eine musikalische Früherziehung angeboten wurde. Diese Gruppe nannte sich dann folgerichtig „Spatzennest“.